Dezember 2024
Weihnachts- und Neujahrsgrüße
Liebe Freundinnen und Freunde der Philosophie,
gerade diese Weihnachtszeit ist mehr als nur die Zeit des Wartens auf den Neubeginn. Immer war Weihnachten mehr als nur eine Zeitenwende. Zu allen Zeiten war es ein Fest der Hoffnung, der Erwartungen auf das Besserwerden dieserWelt: Denn ihr Schlechterwerden könnte eigentlich niemand wollen! So blicken vor allem die jungen Bürger – laut der letzten Shell-Umfrage – positiv in die Zukunft. Sie halten mehrheitlich die Demokratie für die beste aller Lebensformen! Doch wie wir in unserer Jugend, so hören die Jugendlichen auch heute oft von ihren Eltern:
„Was bleibt unseren Töchtern und Söhnen auch übrig! Sie sind doch schon durch ihre Jugend zur Freiheit und Hoffnung verurteilt!“
Haben wir vergessen, was wir damals unseren Eltern antworteten?
„Habt nicht auch ihr eine Zukunft zu verlieren? Wir alle leben doch in einer von unseren Vorfahren geerbten Kultur!“
Diese Erbschaft geben wir – Generation für Generation – an unsere Kinder und Kindeskinder weiter! So haben uns unsere Großeltern auch durch ihre bittere Erfahrung aus Inflation und Krieg gelehrt:
· „Die demokratische Welt ist – alles in allem – immer noch die beste aller Welten.“
Um den Wert der demokratischen Eigentumswelt wissen vor allem die Armen und Geschundenen dieser Welt. Für sie leben wir auf der Insel der Seligen! Für sie ist unser Leben ein sozialer, ökonomischer und kultureller Eigenwert der seinesgleichen sucht! Wir leben in dieser Welt, doch wir schätzen sie doch zu wenig! Was können wir von Flüchtlingen und ihrer Sehnsucht lernen? Ohne Selbstbestimmung, Freiheit, Eigentum und Eigensinn existiert keine demokratische Ordnung!
· Was du erworben hast, das kannst du nur verteidigen, wenn du es erweiterst!
Achten, beachten wir und lernen wir wieder von der Tüchtigkeit unserer Verfassungs-Väter und Verfassungs-Mütter. Sie haben für diese Ordnung gegen Faschismus und Kommunismus gestritten. Sie haben das Wertvollste uns vererbt: Eigensinn, Eigentum und Eigenwerte! Die demokratische Erbschaft zu „bewahren“ – lat. conservare – ist ein Aufruf an unsere Bereitschaft für das Beste zu streiten. Über den Bauplan für das beste Haus und die beste Ordnung der Stadt hat Solon – einer der Sieben Weisen und der erste Vater der demokratischen Verfassung – eine zeitlos richtige Antwort gegeben:
Die beste Stadt steht dort, „wo der Erwerb des Geldes keine Ungerechtigkeit, sein Bewachen kein Misstrauen, sein Ausgeben keine Reue bringt.“
Dieser Ort ist – damals wie heute – die Ordnung der demokratischen Eigenwerte. Doch wir haben den Hauptwiderspruch zwischen den Besitz-Despotien dieser Welt und der Demokratie verdrängt: Dort wo diese herrschen gibt es kein Eigentum – weil der Besitz der Enteigner das Eigentum der Bürger ausschließt! Der Räuber hat nie das gleiche Interesse wie der Beraubte! In Russland und China herrschen die Räuber am Eigentum und unterdrücken die Demokratie ihrer Völker.
Über die Realität der globalen Welt lässt bereits Goethe seinen Faust sagen:
„Wenn hinten, weit, in der Türkei, / Die Völker aufeinander schlagen.“
Doch weit hinten in der Türkei, ist die Welt längst auch unsere Welt. Ob wir es leugnen oder nicht: Wir leben durch die Globalisierung unserer Welt in einer Weltstadt! Die globalen Konflikte sind das Problem der einen Weltinnenpolitik. In ihre Krisen wie Erfolge sind wir alternativlos eingebunden! Für die Krisen dieser Welt gibt es einen einzigen Weg zum Erfolg; Er führt über die verschlungenen, oft existenziell bedrohten Wege der Demokratie. Sie ist die immer wieder aufstehende Lebenswelt der Freiheit und des Bürgereigentums. So ist klar: Wer bei der kommenden Wahl die Unterstützer Putins oder der Kommunisten wählt, der wählt seine eigenen Enteigner!
Sehen wir genau hin, so ist die Erhaltung und Förderung der Demokratie der Kompass, auch in den gegenwärtigen Weltkrisen, die sich manchmal zum Besseren, aber auch zum Schlechteren wenden können:
* Der zerstörerische Bürgerkrieg in Syrien, der furchtbares Leid über die Bevölkerung brachte, hat nach 14 Jahren durch den überraschenden Sturz des Assad-Regimes eine vollkommen neue geopolitische Lage geschaffen. Ohne demokratische Versöhnung wird dieser Krieg nicht enden!
* Die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ist das große Vorbild. Es war das größte Geschenk für die beiden Völker. Ein Beispiel für die im Bürgertum immanenten demokratischen Kräfte, die aus Feinden Freunde werden lassen können!
* Die deutsche „Wiedervereinigung“ wurde nur möglich im Rahmen eines „geeinten Europa“ auf der Basis des Freiheitswillens der Bürger der DDR.
* Die Freundschaft zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland nach dem Holocaust war und bleibt ein Vorbild für den Frieden zwischen Völkern unterschiedlicher Kulturen.
* Nach der „Charta der Vereinten Nationen“ hat jedes Volk das Recht, souverän in gesicherten Grenzen zu leben: das gilt also auch für die Ukraine, für Israel und Palästina.
* Die vom französischen Präsidenten Macron vorgeschlagene Konferenz auf der Basis der „Zwei-Staaten-Lösung“ zur Begründung eines unabhängigen Palästinas ist nach wie vor die richtige Antwort auf diese Weltkrise.
* Das Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel, gegen das jüdische Volk durch die Hamas ist durch nichts zu rechtfertigen. Was dort geschah, steht außerhalb jeder Menschlichkeit. Die israelischen Geiseln dürfen so wenig vergessen werden, wie die unschuldigen palästinensischen Zivilisten.
* Nur mit Hilfe der Demokratie kommen die Weltkulturen in der Mitte ihrer Geschichte an. Ihr Dreh- und Angelpunkt sind die Erzeugung und Erhaltung der Gerechtigkeit und das „universelle Recht auf Leben und Glück“ für alle Menschen und Völker. Dieser Grundsatz wurde mit den Worten „persue of happiness“ zum ersten Mal in der amerikanischen Verfassung von 1776 formuliert.
„Schalom“, hebräisch heißt: „Friede sei mit dir!“
„Salam Aleikum“, arabisch heißt: „Friede mit Dir!“
Das demokratische Erbe von Frieden, Freiheit und Wohlergehen steht – als „Liebe zum Nächsten“ – im Zentrum jeder Weihnachtsbotschaft. Dazu habe ich ein Gedicht geschrieben.
Licht der Weihnacht
Mit seinen ersten Stürmen,
der Herbst fegt,
Laub und Blätter,
durchs abendschwere Land.
Weht mir vom Lebensbaum,
dem Stamm der Bäume,
ein welkes Blatt,
in den Talgrund meiner offenen Hand.
Sehe dort,
durch seine Lebensadern,
ein Bild
von dir,
von uns,
in seiner Beuge ruhen,
mir,
in seinem Leuchten,
für immer zugewandt.
Lege das Blatt,
dort auf den Gabentisch,
und zünde,
dann wie früher,
im Tannenkranz,
mit unseren Eltern,
vier neue Kerzen an.
2.12.2024
Xaver Brenner ©
In diesem Sinne alles Gute und Frieden für das neue Jahr.
Es grüßt Euch herzlich
Euer / Ihr
Dr. Xaver Brenner